23.02.2010 - Grüner Filmabend: Grundeinkommen heiß diskutiert

 

Der Film „Grundeinkommen", den die Portaner Grünen am vergangenen Freitag im Hausberger Begegnungszentrum präsentiert haben, zeigt eine Alternative zum derzeitigen Wirtschafts- und Sozialsystem. Dieses weist offenkundig einige Fehler auf, wenn man sich allein das Minus in den Haushalten der Städte und Länder sowie im Bundeshaushalt ansieht.

Die zu diesem Film- und Diskussionsabend eingeladenen Gäste von der Hannoveraner Bürgerinitiative (BI) „Bedingungsloses Grundeinkommen" machten deutlich, dass unser Sozialsystem mit einem Grundeinkommen viel menschenfreundlicher wäre. Judith Schwedler von der BI stellte klar: „Das jetzige System ist inhuman, weil jeder nach dem Verlust des Arbeitsplatzes als Bittsteller an den Staat herantreten muss. Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde dies ändern." Denn bedingungslos bedeute, dass jeder Bundesbürger unabhängig von der persönlichen finanziellen Situation ein Grundeinkommen vom Staat bekäme und das sogar ohne den Zwang, eine Gegenleistung erbringen zu müssen.

Im weiteren Verlauf der Diskussion wurde deutlich, dass sich für einen erfolgreichen Alltag mit einem Grundeinkommen auch die Einstellung zur Arbeit in der Gesellschaft ändern müsste. Der Hannoveraner Aktivist Karl Wegener machte dazu deutlich: „Der Wert eines Menschen wird heutzutage lediglich an seiner Erwerbsarbeit festgemacht. Bei Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens müsste jede Tätigkeit in der Gesellschaft gewürdigt werden, egal, ob es sich dabei um die Pflege von Angehörigen, die Kindererziehung oder eine ehrenamtliche Vereinsarbeit handeln würde."

Daraufhin fragte der Ratsherr der Portaner Grünen Olaf Poprawa kritisch nach: „Ist eine solch massive Umstellung auf ein anderes Sozialsystem dann nicht ein sehr langwieriger Prozess?" Dies bestätigten die beiden Experten: Eine Umstellungszeit von fünf bis zehn Jahren müsse man auf jeden Fall einplanen. Dass sich das alternative Sozialsystem realistisch rechnerisch darstellen lässt, das zeigte der Film anhand der Aussagen einiger Finanzexperten von Universitäten, Banken und Wirtschaftsunternehmen. Beispielsweise schlägt der erfolgreiche Drogerieunternehmer (dm-Märkte) Götz Werner vor, dass die Mehrwertsteuer erhöht wird, parallel alle anderen Einkommens- und Ertragssteuern abgeschafft werden und jeder Staatsbürger ca. 800 € Grundeinkommen erhält.

Dem Stadtverbandsvorsitzenden der Portaner GRÜNEN fiel auf, dass die Einführung eines Grundeinkommens in Deutschland eine in der Europäischen Union (EU) unzulässige staatliche Subvention von Wirtschaftsbetrieben wäre, deshalb fragte Marc Weber nach: „Müsste ein Grundeinkommen aufgrund der Handelsbeziehungen der Staaten nicht zumindest europaweit, wenn nicht sogar weltweit, eingeführt werden." Auch dies bejahten die Fachleute aus Hannover gerade im Hinblick auf die strengen EU-Richtlinien zu Subventionen.

Sehr interessant fanden die Filmabendbesucher auch eine Umfrage zu den Auswirkungen eines Grundeinkommens auf die eigene Erwerbstätigkeit: 60 % der Menschen behaupten von sich trotz eines Grundeinkommens genauso weiterarbeiten zu wollen, 30 % würden ihre Arbeitszeit reduzieren wollen und lediglich 10 % sagten, sich mit einem Grundeinkommen auf die faule Haut legen zu wollen.

In den Reihen der Portaner Grünen fanden sich an diesem Filmabend sowohl Befürworter als auch Kritiker des Grundeinkommens, wobei dessen Vor- und Nachteile weiter diskutiert werden müssen, da es ein Baustein einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft sein kann.

Wer den Filmabend der Portaner Grünen verpasst hat und sich trotzdem gern den Film „Grundeinkommen" ansehen möchte, der kann diesen im Internet unter folgender Adresse aufrufen: www.kultkino.ch/kultkino/besonderes/grundeinkommen. Nachzulesen sind die Ideen zum Grundeinkommen in dem Buch „Einkommen für alle" von Götz Werner.



zurück